Testudo kleinmanni LORTET, 1883 - Die Ägyptische Landschildkröte

Die faszinierende kleine Schönheit Nordafrikas und Israels

Jahreszyklus und Ästivation

Auch den Jahreszyklus mit kurzen Tagen im Winter und langen Tagen im Sommer, Aktivzeit und Sommerruhe simuliere ich über die Lampensteuerung, die Ernährung, Temperaturen und Luftfeuchtigkeitswerte. All diese Faktoren spielen für den Biorhythmus von Testudo kleinmanni eine sehr wichtige Rolle. Sowohl für die Gesundheit der Tiere als auch für eine erfolgreiche Nachzucht ist dieser Biorythmus sehr wichtig.

Ästivation bei der Ägyptischen Landschildkröte Während der großen Trockenperiode ziehen sich die Tiere in schatten- und feuchtigkeitspendende Verstecke zurück.

Ein ganz wichtiger Punkt im Jahreszyklus ist die Sommerruhe (Ästivation). Durch die ausbleibenden Niederschläge ab ca. Mitte April dörrt die ohnehin schon karge Landschaft, in der die Ägyptischen Landschildkröten leben, zunehmend aus. Das Wasser- und Frischfutterangebot sinkt praktisch gegen Null, bis auf eine geringe Taubildung am frühen Morgen - wahscheinlich die einzige Möglichkeit für die Tiere, in den ganz frühen Morgenstunden bzw. in den sehr späten Abendstunden einige wenige Tautropfen von den dürren Pflanzen aufzunehmen und ein wenig von den vertrockneten Pflanzen zu fressen. Sobald die Sonne über dem Horizont aufsteigt, klettern die Temperaturen rasch in die Höhe und binnen kürzester Zeit ist auch der Tau wieder abgetrocknet. Dann ziehen sich die Ägyptischen Landschildkröten in tiefergelegene unterirdische Nagerbauten zurück, um sich vor Flüssigkeitsverlust zu schützen, denn in diesen Nagerbauten herrschen nicht nur mildere Temperaturen als an der Oberfläche, sie bieten den Tieren auch eine höhere Feuchtigkeit, die sie über Haut und Panzer aufnehmen können. Trotz der anhaltenden Trockenheit, aufgrund der ausbleibenden Niederschläge, ist die relative Luftfeuchtigkeit in den Habitaten von Testudo kleinmanni auch tagsüber recht hoch bei rund 60%. Dies erklärt sich durch die Nähe zur Mittelmeerküste. Nachts kann die relative Luftfeuchte, besonders in den frühen Morgenstunden, auf über 80% ansteigen, was die morgendliche Taubildung überhaupt erst möglich macht.

Testudo kleinmanni während der Ästivation im Versteck Zwei Ägyptische Landschildkröten ruhen im Versteck

Diese klimatischen Bedingungen müssen bei einer Haltung im Terrarium unbedingt berücksichtigt werden. Bei der Simulation der Trockenruhe lasse ich, wie oben beschrieben, verschiedene Faktoren einfließen. Im Monat Mai reduziere ich wöchentlich die Frischfuttermenge, bis ich schließlich ab Juni ausschließlich nur noch getrocknete Wildkräuter als Futter zur Verfügung stelle. Außerdem bekommen meine Tiere kurz vor der Sommerruhe nochmal ein ausgiebiges Bad, wenn möglich auf meiner Terrasse in der natürlichen Sonne, um vor der großen Trockenperiode noch einmal "ordentlich auftanken" zu können. Die Temperaturen steigen von April bis August im Terrarium kontinuierlich an, Regenfälle werden ab Mitte April keine mehr simuliert, die Tageslichtlänge (Grundbeleuchtung) und Sonnenscheindauer (UV-Metalldampflampen) wird Stück für Stück erhöht. Dennoch biete ich den Tieren tagsüber Luftfeuchtigkeitswerte um die 60% an, in der Nacht erhöht sich die relative Luftfeuchtigkeit auf ca. 90%. Die meisten Verstecke habe ich so angelegt, dass sie unterhalb des eigentlichen Bodenniveaus liegen, auf dem die Tiere sonst laufen. Rechts und links davon habe ich Pflanzen eingesetzt, durch deren Bewässerung die Unterschlüpfe feuchter gehalten werden als die Umgebung.

Zwei Weibchen sind in den frühen Morgenstunden aktiv um ein wenig getrocknetes Futter zu fressen Zwei Weibchen sind in den frühen Morgenstunden aktiv um ein wenig getrocknetes Futter zu fressen
Jungtiere von Testudo kleinmanni während der Ästivation Zwei juvenile Testudo kleinmanni haben sich in einen der Unterschlupfe zurück gezogen

In den letzten Jahren konnte ich das Verhalten meiner Tiere sehr genau beobachten (auch dank einer installierten Webcams). In der Zeit der Trockenruhe sind besonders meine eierlegenden Weibchen in den frühen Morgenstunden unterwegs, fressen von den getrockneten Wildkräutern, trinken gelegentlich vom Muldenstein und verschwinden nach ca. zwei Stunden wieder, um zu ruhen. Meine Männchen hingegen, wie auch das Weibchen, welches bisher keine Eier gelegt hat und die jungen Weibchen ruhen deutlich konsequenter. Die Männchen verschwinden meistens schon ab etwa Mitte Mai, wenn die Temperaturen die 30 °C-Marke erreicht haben, in einem Unterschlupf und ruhen dort sehr strikt. Äußerst selten, im Abstand von etwa drei Wochen, kommt mal einer am frühen Morgen hervor, dreht einige kleine Runden, frisst etwas und verschwindet nach höchstens 30 Minuten wieder im sicheren Versteck.

Die Sommerruhe beende ich Ende September/Anfang Oktober mit einem kräftigen Regenschauer aus der Drucksprühflasche. Augenblicklich sind alle meine Tiere zur Stelle und begrüßen den Regen, indem sie gierig das überall abperlende Wasser trinken. Zwar lasse ich schon ab Anfang September die Temperaturen ein wenig sinken, wie es auch in den Habitaten der Fall ist, das alleine jedoch beendet die Ruhezeit nicht. Nach dem ersten großen Regen gibt es für alle Tiere ein ausgiebiges Bad, wenn es die Temperaturen zulassen sogar draußen in der natürlichen Sonne auf meiner Terrasse. Im Oktober beginne ich dann wieder mit der Gabe von Frischfutter, die Menge wird bis Ende Oktober wöchentlich gesteigert, bis wieder trockenes und frisches Futter regelmäßig zur Verfügung stehen. Auch die Häufigkeiten der Regenschauer werden von Monat zu Monat bis in den Januar hinein gesteigert und nehmen dann wieder langsam ab bis April. Natürlich passe ich auch in der Zeit zwischen Oktober und April die Tageslänge und Sonnenscheindauer regelmäßig an. Und dann beginnt der Kreislauf von vorn...

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